Überblick über aktuelle Trends
Prägend für das Infrastruktursystem Verkehr und Mobilität waren in den letzten Jahren die Unterfinanzierung der Verkehrsinfrastruktur, zunehmende Schäden durch den fortschreitende Klimawandel und Extremwetterereignisse sowie eine wachsende Verkehrsleistung sowohl im Personen als auch Güterverkehr – die überproportional auf der Straße abgewickelt wird. Weitere wichtige Trends lassen sich drei Clustern zuordnen: Die Umstellung auf alternative, nichtfossile Antriebe, die zunehmende Verbreitung vernetzter Mobilitätslösungen sowie Entwicklungen im Bereich des automatisierten und autonomen Fahrens.
Der Verkehrssektor trägt rund 20% zu den Treibhausgasemissionen Deutschlands bei und ist damit ein wesentlicher CO2-Emittent. Seit Jahren ist, bis auf einen kurzen Einbruch während der COVID-19-Pandemie, die Verkehrsleistung im Personen- und Güterverkehr angestiegen. Im Personenverkehr stieg sie zwischen 1991 und 2019 um fast 34%, im inländischen Güterverkehr um 75% [1]. Obwohl politisch beabsichtigt ist, die Verkehrsleistung der Schiene zu steigern, wird sowohl im Personen- (84,4%) als auch Güterverkehr (71%) der weitaus größte Anteil auf der Straße abgewickelt (Datengrafik). Hinzu kommen ein wachsender PKW-Bestand sowie eine steigende Nachfrage nach immer ressourcenintensiveren PKW [2]. Diese Entwicklungen tragen wesentlich dazu bei, dass der Verkehrssektor die jährlichen Einsparziele bei den CO2-Emissionen seit Jahren verfehlt.
Gleichzeitig stellt der Klimawandel das Verkehrssystem Deutschlands vor wachsende Herausforderungen, da vor allem die klimawandelbedingt zunehmenden Extremwetterereignisse – Niedrigwasser infolge von Dürren, Hochwasser und Hangrutschungen – zu einer erhöhten Gefährdung der Verkehrsinfrastruktur beitragen [3]. Verstärkend kommt die Unterfinanzierung der Verkehrsinfrastruktur vor allem im Bereich Straße und Schiene hinzu, die zukünftig durch sinkende Mineralölsteuereinnahmen aufgrund der Verbreitung der E-Mobilität noch zunehmen könnte. Die aktuelle Investitionslücke im Bundesverkehrshaushalt – gemessen am durchschnittlichen Bedarf des Bundesverkehrswegeplanes 2030 – beträgt laut Schätzungen knapp 80 Mrd. Euro (unter Berücksichtigung der Baukostensteigerungen; [4]). Sowohl die zunehmenden Extremwetterereignisse als auch die Unterfinanzierung der Verkehrsinfrastruktur werden von einer klaren Mehrheit des Expertenpanel als wichtige Vulnerabilitätsfaktoren für das Infrastruktursystem eingeschätzt (Datengrafik).
- Umweltbundesamt (2023): Fahrleistungen, Verkehrsleistung und Modal Split in Deutschland. 15.3.2023, www.umweltbundesamt.de/ (30.1.2024)
- Bundesministerium für Digitales und Verkehr (2023): Verkehr in Zahlen 2023/2024, bmdv.bund.de/ (30.1.2024)
- Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (2020): Verkehr und Infrastruktur an Klimawandel und extreme Wetterereignisse anpassen, www.bmdv-expertennetzwerk.bund.de/ (18.10.2023)
- Deutsches Verkehrsforum (2023): Bundeshaushalt 2024: mehr Geld für den Verkehr, doch keine Strukturreformen. PolitikBrief 3, www.verkehrsforum.de/ (30.1.2024)
Büro für Technikfolgen-Abschätzung beim Deutschen Bundestag (TAB) (2024): Foresight-Report 2024. Mit Fokus auf die Infrastruktursysteme Energie, Landwirtschaft und Ernährung sowie Verkehr und Mobilität (Autor/innen: Bledow, N.; Eickhoff, M.; Evers-Wölk, M.; Kahlisch, C.; Kehl, C.; Nolte, R.; Riousset, P.). Berlin. https://foresight.tab-beim-bundestag.de