Fokusthemen
Für eine vertiefende Untersuchung im Rahmen des Resilienz-Checks schlagen wir drei alternative Fokusthemen für das Infrastruktursystem Bildung und Forschung vor. Diese Themen leiten sich aus der Trendanalyse und der Bewertung der Gefährdungslage durch systemische Risiken im Rahmen des Resilienz-Radars ab, einschließlich der Auswertung der verschiedenen empirischen Erhebungen. Die vorgeschlagenen Fokusthemen stehen in engem Zusammenhang mit den identifizierten Trendclustern sowie den laufenden Transformationsprozessen im Bildungs- und Forschungssystem. Sie besitzen eine hohe Relevanz für die Entwicklung transformativer Resilienzstrategien. Methodisch eignen sich die spezifischen Themenzuschnitte sowohl für die geplante partizipative Bearbeitung im Resilienz-Check als auch für die Entwicklung von Zukunftsszenarien. Darüber hinaus bieten sie Potenzial für eine vertiefende Bearbeitung im Rahmen weiterer Untersuchungsformate.
Fokusthema 1: Cybersicherheit im Forschungsprozess – Resilienz stärken, Risiken minimieren
Die zunehmende Digitalisierung und Vernetzung von Forschungseinrichtungen– wie im Trendcluster Digitalisierung der Forschungswelten veranschaulicht – erweitert die Angriffsfläche für Cyberbedrohungen erheblich. Datenlecks, gezielte Cyberangriffe oder Spionage gefährden nicht nur vertrauliche Forschungsprojekte, sondern auch die Integrität wissenschaftlicher Erkenntnisse. Um die Resilienz des Forschungssystems zu stärken, sind gezielte Strategien zur Cybersicherheit unerlässlich.
Im Fokus stehen strategische Themenfelder zum Schutz sensibler Forschungsdaten, insbesondere deren sichere Speicherung, Verarbeitung und Übertragung auch bei internationaler Kooperation. Zudem werden innovative Ansätze zur Stärkung der Cybersicherheitskompetenzen in Forschungseinrichtungen berücksichtigt. Wesentliche Maßnahmen reichen von KI-gestützten Angriffssimulationen, Security-by-Design-Methoden in Forschungsprojekten sowie effektives Incident-Response-Management zur Minimierung von Schäden durch Cybervorfälle. Dazu gehören institutionelle Notfallpläne, der Einsatz von KI-gestützten Intrusion-Detection-Systemen sowie sektorübergreifende Kooperationen z.B. mit staatlichen Sicherheitsbehörden.
Das Ziel des Resilienz-Checks auf Grundlage dieses Fokusthemas ist es, wissenschaftlich-technologische Innovationsansätze im Zusammenhang mit Cybersicherheit zu analysieren, die die Resilienz von Forschungseinrichtungen stärken. Zudem werden mögliche neue Risiken identifiziert, die mit den jeweiligen Ansätzen verbunden sein könnten, und resilienzorientierte Strategien entwickelt, um diesen Herausforderungen wirksam zu begegnen.
Fokusthema 2: Hochschulen im Spannungsverhältnis von kommerziellen Anbietern digitaler Technologien und Open-Source-Lösungen
Die zunehmende Digitalisierung stellt Hochschulen – wie im Trendcluster Wettlauf um technologische Vorherrschaft und Innovationskraft erläutert – vor die Wahl zwischen kommerziellen Softwarelösungen großer Technologiekonzerne und Open-Source-Alternativen. Diese Entscheidung hat weitreichende Folgen für die langfristige Resilienz der Hochschulen gegenüber technologischen, wirtschaftlichen und politischen Risiken.
Drei zentrale strategische Teilthemen stehen im Fokus: (1) Digitale Infrastruktur und Plattformabhängigkeit – Hochschulen setzen verstärkt auf cloudbasierte Lernplattformen, digitale Verwaltungssysteme sowie KI-gestützte Lehr- und Prüfungssoftware. Während kommerzielle Anbieter oft durch Benutzerfreundlichkeit und technische Stabilität überzeugen, entstehen Abhängigkeiten in Bezug auf Systembindungen, Lizenzgebühren und langfristige Verfügbarkeit. Open-Source-Lösungen bieten hingegen mehr Kontrolle und Anpassungsfähigkeit, erfordern jedoch höhere Investitionen in IT-Ressourcen und Fachwissen. (2) Datensouveränität und Cybersicherheit: Die Nutzung kommerzieller Software birgt das Risiko, dass sensible Forschungs- und Lerndaten von externen Unternehmen verwaltet und verwertet werden. Open-Source-Lösungen ermöglichen Hochschulen mehr Datensouveränität, stellen jedoch höhere Anforderungen an eigene Sicherheitskonzepte sowie Management und Wartung. (3) Innovationspotenzial und Nachhaltigkeit: Die Digitalisierung des Hochschulwesens erfordert nachhaltige IT-Infrastrukturen, die sowohl ökologische als auch wirtschaftliche Aspekte berücksichtigen. Kommerzielle Anbieter bieten oft leistungsstarke, aber ressourcenintensive Lösungen, die mit hohen Kosten und potenziell kurzen Innovationszyklen verbunden sind. Open-Source-Technologien ermöglichen hingegen eine nachhaltigere Entwicklung durch längere Lebenszyklen, energieeffiziente Serverarchitekturen und die Möglichkeit, bestehende Systeme flexibel zu erweitern.
Das Ziel des Resilienz-Checks auf Grundlage dieses Fokusthemas ist es, verschiedene Optionen des Technologieeinsatzes an Hochschulen im Spannungsfeld zwischen kommerziellen Anbietern und Open-Source-Lösungen zu analysieren. Gleichzeitig werden mögliche neue Risiken identifiziert, die mit den verschiedenen Szenarien verbunden sein könnten und resilienzorientierte Strategien entwickelt, um diesen Herausforderungen wirksam zu begegnen.
Fokusthema 3: Digitale Technologien in der Schule
Die Digitalisierung des Schulwesens birgt großes Potenzial, die Resilienz des Bildungssystems gegenüber Krisen wie Pandemien, Lehrkräftemangel oder regionalen Schulschließungen zu stärken. Digitale Technologien ermöglichen – wie im Trendcluster Digitalisierung der Bildungswelten veranschaulicht – flexiblere Lernformate und schaffen personalisierte Lernangebote. Gleichzeitig stellen sie das System vor neue Herausforderungen – etwa beim Datenschutz, durch technische Abhängigkeiten oder ungleiche Zugangsmöglichkeiten.
Im Fokus stehen drei zentrale Bereiche: (1) Virtuelle Klassenzimmer ermöglichen durch digitale Tools wie interaktive Whiteboards, Chats oder Lernplattformen synchronen Fernunterricht. Diese Formate können dabei helfen, die Kontinuität des Lernens zu sichern und so die Krisenfestigkeit des Systems zu stärken. (2) Virtual und Augmented Reality (VR/AR) eröffnen immersive Lernräume – z. B. für naturwissenschaftliche Experimente oder historische Rekonstruktionen – sowie neue Bildungsoptionen und können fehlende Ressourcen vor Ort kompensieren. (3) Künstliche Intelligenz (KI) kann Lehrkräfte bei der Unterrichtsplanung entlasten, personalisierte Lernpfade für Schüler/innen erstellen und individuelles Feedback geben. Das steigert die Effizienz und Qualität des Unterrichts, besonders angesichts des Lehrkräftemangels.
Das Ziel des Resilienz-Checks auf Grundlage dieses Fokusthemas ist es, die Resilienzpotenziale innovativer Ansätze zum Einsatz digitaler Technologien im Schulbereich zu analysieren. Dabei werden auch potenzielle neue Risiken berücksichtigt, die mit der Implementierung dieser Ansätze einhergehen könnten, etwa digitale Ungleichheit, Technikabhängigkeit, algorithmische Verzerrungen oder gesundheitliche Belastungen durch intensive Bildschirmnutzung. Im Fokus steht zudem die Frage, welche Handlungsoptionen sich eröffnen, um eine möglichst resilienzorientierte und verantwortungsvolle Nutzung dieser Technologien zu gewährleisten.
Büro für Technikfolgen-Abschätzung beim Deutschen Bundestag (TAB) (2025): Foresight-Report zum Infrastruktursystem Bildung und Forschung (Autor/innen: Bledow, N.; Eickhoff, M.; Evers-Wölk, M.; Kahlisch, C.; Kehl, C.; Nolte, R.; Riousset, P.). Berlin. https://foresight.tab-beim-bundestag.de/reports/bildung-und-forschung