Resilienz-Radar
Das Resilienz-Radar ist ein Baustein unserer erweiterten Foresight-Aktivitäten. Es soll als kontinuierliche Beratungsleistung den Bundestag dabei unterstützen, kritische Infrastruktursysteme zukunftsfähig und resilient zu machen.
Dem Resilienz-Radar liegt eine explizit soziotechnische Definition von kritischen Infrastruktursystemen zugrunde. Wir verstehen darunter Einrichtungen, Anlagen, Strukturen und Systeme, die für das reibungslose Funktionieren der Gesellschaft von zentraler Bedeutung sind. Sie umfassen nicht nur physische und technologische Komponenten, sondern auch ökonomische, soziale, politische, organisatorische und kulturelle Elemente, die mit der Entwicklung, Nutzung und Wartung von Infrastruktur in Verbindung stehen. Dieses Verständnis ist auch von entscheidender Bedeutung für die Resilienzgestaltung. Um Resilienz zu erreichen, ist es erforderlich, die soziotechnischen Rahmenbedingungen, aber auch Pfadabhängigkeiten ganzheitlich zu betrachten.
Der Fokus des Resilienz-Radars liegt auf aktuellen Trends, die das jeweilige Infrastruktursystem prägen, sowie spezifischer Gefährdungslagen durch systemische Risiken. Systemische Risiken können Gesellschaften oder Wirtschaftssysteme als Ganzes gefährden und beinhalten damit grundsätzlich auch die Gefahr, dass Funktionsfähigkeit und Stabilität von Infrastruktursystemen erheblich beeinträchtigt werden, wenn sich diese Risiken verwirklichen.
Methodisches Vorgehen
Die Umsetzung des Resilienz-Radars erfolgt in aufeinander aufbauenden Arbeitsphasen. In allen Phasen wird die Expertise von Fachleuten einbezogen. In der ersten Phase werden vor allem Foresight- und TA-Studien im Umfeld der ausgewählten Infrastruktursysteme erfasst und analysiert. Hierbei werden insbesondere mittel- bis langfristige Trends identifiziert, die nachweisbare Auswirkungen auf die Infrastruktursysteme haben. Ergänzend werden relevante wissenschaftliche Quellen zur Analyse von systemischen Risiken ausgewertet. Die Identifikation aufkommender soziotechnischer Trends erfolgt zusätzlich durch den Einsatz von Software- und KI-Technologien. Zum einen wird der eigens für das Resilienz-Radar aufgebaute Quellenpool genutzt, der einschlägige Datenbanken (z.B. EPTA, ORBIS, Knowledge4Policy, OpenTA), Publikationen (Foresightstudien, Trendberichte, Konferenzsammelbände und Preprints), wissenschaftliche Plattformen (z.B. ScienceDaily) sowie journalistischen Hintergrundanalysen (Tagesspiegel Background, Heise online) umfasst. Zum anderen werden Internetquellen (Blogs, Beiträge auf sozialen Medien, Nachrichten) mithilfe einer Medienmonitoring-Software und von Topic Modeling analysiert.
In der zweiten Phase werden Einzel- und Gruppeninterviews mit ausgewählten Expert/innen durchgeführt, um deren Fachwissen, Einschätzungen und Meinungen zu wesentlichen Trends und Herausforderungen sowie zu Wirkungszusammenhängen im Kontext systemischer Risiken für die Infrastruktursysteme zu erfassen. Die Antworten der Befragten sowie weitere Kommentare, Hinweise und detaillierte Ausführungen werden protokolliert und die Ergebnisse anschließend qualitativ ausgewertet. Nach Bedarf wird unter ausgewählten Expert/innen eine explorative Onlineerhebung durchgeführt, in der auf Grundlage der vorangegangenen Schritte Trends ausgewählt und hinsichtlich ihrer Auswirkungen auf die Verletzlichkeit und Resilienz des genannten Infrastruktursystems bewertet werden. Die Resultate aller Arbeitsphasen werden abschließend integrativ analysiert und in den vorliegenden Foresight-Reports zusammengefasst.