Handlungsfelder: Innovative Bewässerungssysteme
Damit innovative Bewässerungssysteme und alternative Einspeisekonzepte ihr volles Potenzial zur Stärkung der Resilienz landwirtschaftlicher Wasserversorgung entfalten können, bedarf es gezielter politischer Unterstützung in mehreren ineinandergreifenden Handlungsfeldern.
Zentral ist die Etablierung datengestützter Monitoringsysteme, mit dem Ziel, durch kontinuierliche Erfassung, Auswertung und Verfügbarmachung relevanter Informationen eine präzisere Bewässerungssteuerung zu ermöglichen, den Ressourceneinsatz zu optimieren und Entscheidungsgrundlagen sowohl auf betrieblicher Ebene als auch für Politik und Verwaltung bereitzustellen. Konkret sollten Monitoringsysteme beispielsweise folgende Aspekte erfassen: Bodenfeuchte in Echtzeit, Wasserverbrauch, Pflanzenentwicklung, lokale Wetterprognosen, Wasserverfügbarkeit in den Einzugsgebieten und Auswirkungen landwirtschaftlicher Maßnahmen auf Wasserhaushalt und Biodiversität. Auf Basis dieser Informationen könnten landwirtschaftliche Betriebe bedarfsgerechte Bewässerungspläne entwickeln und ggf. staatliche Stellen eine evidenzbasierte Steuerung wasserwirtschaftlicher Maßnahmen im Fall von Wasserstress und Dürren vornehmen.
Wichtig ist außerdem, dass das Wasserhaushaltsgesetz angepasst und konkretisiert wird, damit die EU-Vorgaben zur Nutzung von aufbereitetem Abwasser für die landwirtschaftliche Bewässerung umgesetzt werden können. Der aktuelle Referentenentwurf des Dritten Gesetzes zur Änderung des Wasserhaushaltsgesetzes [1] adressiert bereits Anforderungen an Aufbereitung, Speicherung, Verteilung und Wiederverwendung von Abwasser. Allerdings bestehen weiterhin Regelungslücken, insbesondere hinsichtlich der Definition und Ausweisung geeigneter Gebiete sowie von Schutzzonen (also wo aufbereitetes Wasser überhaupt eingesetzt werden darf) sowie der Standardisierung von Qualitätsparametern für die Nutzung in der Land- und Forstwirtschaft. Der noch nicht abgeschlossene Normungsprozess verhindert bislang die rechtssichere Umsetzung in der Praxis.
Die Förderung von Kooperationen und Netzwerken zwischen landwirtschaftlichen Betrieben, Kommunen, Wasserwirtschaft und weiteren Stakeholdern des landwirtschaftlichen Wassermanagements sollte ebenfalls ein strategisches Ziel politischer Maßnahmen sein. Solche Netzwerke ermöglichen eine effiziente Nutzung gemeinsamer Ressourcen, die Entwicklung regional angepasster Lösungen sowie die Verbreitung von Innovationen. Eine Förderung solcher Kooperationsnetzwerke kann finanziell durch gezielte Förderprogramme, Anschubfinanzierung gemeinsamer Infrastruktur und Unterstützung von Beratungs- und Moderationsleistungen erfolgen. Darüber hinaus sind organisatorische Maßnahmen wie der Aufbau regionaler Koordinierungsstellen, Schulungsangebote und die Entwicklung rechtlicher Rahmenbedingungen für eine sichere Zusammenarbeit zentral, um tragfähige Partnerschaften und innovative Lösungsansätze im landwirtschaftlichen Wassermanagement zu ermöglichen.
Eine gezielt auf den landwirtschaftlichen Kontext abgestimmte Wasserwiederverwendung (Re-Use) eröffnet die Chance, regionale Wasserhaushalte resilienter gegenüber Dürreperioden und Nutzungskonflikten zu machen. Ein zentrales Hemmnis für den breiten Einsatz alternativer Wasserquellen, wie aufbereitetem Abwasser, ist der Mangel an belastbaren Daten zur Lebensmittelsicherheit, weshalb dem Handlungsfeld Forschung und Risikobewertung zur Lebensmittelsicherheit und zu den Risiken der Kontaminierung von Böden, Grundwasser oder Pflanzen in diesem Kontext eine besonders hohe Bedeutung zukommt. Der daraus resultierende Forschungsbedarf konzentriert sich insbesondere auf folgende Bereiche:
- Mikrobielle Risikobewertung: Die potenziellen Gefahren durch Viren, Bakterien und Protozoen im aufbereiteten Wasser sind bislang nicht ausreichend untersucht.
- Inaktivierungs- und Dekontaminationsverfahren: Es bedarf einer gezielten Weiterentwicklung von Technologien zur effektiven Entfernung pathogener Mikroorganismen, um Gesundheits- und Umweltrisiken zu minimieren [2].
- Umwelt- und Bodenverträglichkeit: Auch die Auswirkungen der Wasserwiederverwendung auf Bodenökosysteme, Mikrobiome und Pflanzengesundheit müssen systematisch analysiert werden.
Gleichzeitig bedarf es gezielter Investitionen in technologische Lösungen, die den Einsatz alternativer Wasserquellen – insbesondere von aufbereitetem Abwasser – in der Landwirtschaft ermöglichen und erleichtern. Der Aufbau leistungsfähiger Speicher-, Aufbereitungs- und Verteilungssysteme stellt dabei eine zentrale Voraussetzung dar. Solche Infrastrukturen sind notwendig, um die Verfügbarkeit von Re-Use-Wasser zeitlich flexibel zu gestalten, Lastspitzen auszugleichen und bedarfsgerechte Bewässerungskonzepte umzusetzen, die sich an den spezifischen Anforderungen einzelner Kulturen und regionaler Klimabedingungen orientieren. Investitionen in solche Technologien und Infrastrukturen können somit einen zentralen Baustein einer nachhaltigen Entwicklung darstellen: Sie tragen langfristig zur Sicherung der Wasserverfügbarkeit bei und fördern durch die fachgerechte Wiederverwendung von Wasser ressourcenschonende Produktionsweisen. Perspektivisch können so geschlossene Wasserkreisläufe unterstützt werden, die nicht nur die Abhängigkeit von Grundwasser reduzieren, sondern auch einen wichtigen Beitrag zur Resilienz der Wasserversorgung in der Landwirtschaft leisten. Schließlich ist die Entwicklung einer politisch abgestimmten Wassernutzungshierarchie anzustoßen, wie sie bereits in Ansätzen in der Wasserstrategie der Bundesregierung skizziert wurde [3]. Diese Hierarchie sollte prioritäre Nutzungsformen in Trockenzeiten klar regeln, konkurrierende Ansprüche ausgleichen und ökologische Mindeststandards sichern.
- BMUV (Hg.) (2024b): Referentenentwurf eines Dritten Gesetzes zur Änderung des Wasserhaushaltsgesetzes. Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz, www.bmuv.de (14.04.2025)
- BfR (2022): Aufbereitete Abwässer: Protozoen auf pflanzlichen Lebensmitteln vermeiden Abschätzung des Risikos einer Übertragung von Cryptosporidium spp., Giardia duodenalis und Toxoplasma gondii auf den Menschen. Bundesinstitut für Risikobewertung, Berlin, DOI: 10.17590/20220727-111138
- BMUV (2021): Nationale Wasserstrategie. Entwurf des Bundesumweltministeriums. Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz, Bonn
Büro für Technikfolgen-Abschätzung beim Deutschen Bundestag (TAB) (2025): Resilienz-Dossier Wassermanagement in der Landwirtschaft (Autor/innen: Behrendt, S.; Bledow, N.; Evers-Wölk, M.; Kahlisch, C.; Kollosche, I.; Uhl, A.). Berlin. https://foresight.tab-beim-bundestag.de/wassermanagement-in-der-landwirtschaft
- BMUV (Hg.) (2024b): Referentenentwurf eines Dritten Gesetzes zur Änderung des Wasserhaushaltsgesetzes. Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz, www.bmuv.de (14.04.2025)
- BfR (2022): Aufbereitete Abwässer: Protozoen auf pflanzlichen Lebensmitteln vermeiden Abschätzung des Risikos einer Übertragung von Cryptosporidium spp., Giardia duodenalis und Toxoplasma gondii auf den Menschen. Bundesinstitut für Risikobewertung, Berlin, DOI: 10.17590/20220727-111138
- BMUV (2021): Nationale Wasserstrategie. Entwurf des Bundesumweltministeriums. Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz, Bonn