Überblick über aktuelle Trends
Das Infrastruktursystem Bildung und Forschung ist geprägt von wachsenden öffentlichen Ausgaben und einer steigenden Zahl an Beschäftigten. Zugleich steht es vor bedeutenden Herausforderungen, darunter ein zunehmender Lehrkräftemangel sowie die vielerorts prekäre Beschäftigungssituation im wissenschaftlichen Mittelbau. Deutschland zählt in zahlreichen Wissenschafts- und Forschungsfeldern zu den leistungs- und innovationsstärksten Ländern Europas. Zentrale Entwicklungstrends lassen sich fünf Themenclustern zuordnen: Im Bildungsbereich betreffen diese neuen Anforderungen an Bildungsinhalte und soziale Bildungsungleichheiten sowie die fortschreitende Digitalisierung der Bildungswelten. Im Forschungsbereich zeigen sich der globale Wettbewerb um technologische Vorherrschaft, der Wandel im Verhältnis von Wissenschaft und Gesellschaft sowie die digitale Transformation der Forschung.
Bildung ist in Deutschland föderal organisiert. So ist es grundsätzlich Aufgabe der Bundesländer, „Bildung gesetzgeberisch zu regeln sowie entsprechende Bildungsgesetze auszuführen und -aufgaben zu finanzieren“ [1]. Dies führt zu einer großen Vielfalt an Bildungsangeboten und -regelungen. Grundsätzlich gilt, dass das deutsche Bildungswesen in nahezu allen relevanten Aspekten gewachsen ist, insbesondere getrieben durch das Bevölkerungswachstum [2], das wiederum vor allem auf die fluchtbedingte Zuwanderung zurückzuführen ist: So ist die Zahl der Schüler/innen gestiegen [3], das Angebot an Bildungseinrichtungen hat zugenommen (2022: 6% mehr Bildungseinrichtungen als 2012), ebenso die Zahl der Beschäftigten im Bildungswesen (2022: Zunahme um 21 % gegenüber 2012). Auch bei den öffentlichen Bildungsausgaben ist ein Anstieg zu verzeichnen [4]. Der Anteil der öffentlichen Bildungsausgaben am Bruttoinlandsprodukt (BIP) stieg in Deutschland zwischen 2015 und 2023 von 4,2 % auf 4,5 % – ein Wert, der jedoch unter dem OECD-Durchschnitt von 4,9 % des BIP liegt [5][6]. Obwohl in den vergangenen Jahren die Zahl der Lehrer/innen in Deutschland kontinuierlich angewachsen ist [7], besteht ein wachsender Mangel an Lehrkräften sowohl an allgemeinbildenden und berufsbildenden Schulen als auch im Weiterbildungsbereich [4]. Die Kultusministerkonferenz schätzt, dass deutschlandweit bis 2035 insgesamt rund 49.000 Lehrkräfte fehlen werden [8]. Der Trend ist jedoch in den verschiedenen Bundesländern sowie für die unterschiedlichen Bildungsbereiche (Primarbereich, Sekundarbereich I etc.) sehr unterschiedlich ausgeprägt. Besonders der Sekundarbereich I und die beruflichen Schulen sind laut KMK von einem zukünftigen Mangel betroffen (Datengrafik).
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Auch im Forschungsbereich sind die Investitionen in den letzten Jahren angewachsen. Das Budget für Forschung und Entwicklung (FuE) hat sich zwischen 2005 und 2022 mehr als verdoppelt (auf 121,4 Mrd. Euro; inklusive Investitionen der privaten Wirtschaft) und die Zahl der Beschäftigten in öffentlichen und privaten FuE-Einrichtungen ist stark gestiegen [9]. In einem von starkem Wettbewerb geprägten internationalen Wissenschaftssystem [10] gehört Deutschland in vielen Wissenschafts- und Forschungsbereichen zu den leistungs- und innovationsstärksten Ländern Europas [11][12]. Das Land ist in den letzten zehn Jahren für Forschende attraktiver geworden. Es kommen mehr Wissenschaftler/innen nach Deutschland als ins Ausland gehen, darunter viele erfolgreiche Wissenschaftler/innen, die nach einem Auslandsaufenthalt zurückkehren. Bei den patentaktiven Erfinder/innen ist ein Rückgang der Nettoabwanderung zu beobachten [13]. Allerdings hindert die schleppende Erteilung von Visa an Akademiker/innen aus Drittstaaten eine stärkere Internationalisierung der Forschung in Deutschland [14]. An deutschen Hochschulen gilt die Beschäftigungssituation des wissenschaftlichen Mittelbaus seit langer Zeit als vergleichsweise prekär: Die Mehrheit der hauptberuflichen wissenschaftlichen und künstlerischen Beschäftigten ohne Professur an den Hochschulen ist befristet beschäftigt [15] und viele Forschende werden über Drittmittel finanziert. Zwischen 2005 und 2021 stieg der Anteil der drittmittelfinanzierten FuE an Hochschulen von 39 % auf 46 % [9].
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Glinka, P. et al. (2019): Bildungsföderalismus in Deutschland. In: Wirtschaftsdienst 2019(3), S. 196–202
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Statistisches Bundesamt (2024a): Bevölkerungsentwicklung: Einwohner in Deutschland bis 2023. Statista, www.statista.com/ (27.9.2024)
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Statistisches Bundesamt (2023b): Schülerzahlen: Entwicklung bis 2023. Statista, www.statista.com/ (3.9.2024)
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Autor:innengruppe Bildungsberichterstattung (2024): Bildung in Deutschland 2024: Ein indikatorengestützter Bericht mit einer Analyse zu beruflicher Bildung. Bielefeld, DOI: 10.3278/6001820iw
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OECD (2024): Education at a Glance 2024. Country note: Deutschland. Paris
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Statistisches Bundesamt (2025): KORREKTUR: Öffentliche Bildungsausgaben 2023 um 4,3 % (vorher: 4,4 %) gestiegen. Statistisches Bundesamt, 21.1.2025, www.destatis.de/ (25.2.2025)
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Statistisches Bundesamt (2023a): Lehrkräfte in Deutschland bis 2023. Statista, www.statista.com/ (1.10.2024)
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KMK (2024): Lehrkräfteeinstellungsbedarf und -angebot in der Bundesrepublik Deutschland 2024 – 2035 – Zusammengefasste Modellrechnungen der Länder. Kultusministerkonferenz, Berlin
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BMBF (2024b): Daten und Fakten zum Deutschen Forschungs- und Innovationssystem. Bundesbericht Forschung und Innovation 2024. Bundesministerium für Bildung und Forschung, Berlin
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International Science Council (2023): Flipping the Science Model: A Roadmap to Science Missions for Sustainability. Paris
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EU (2024): Science, Research and Innovation performance of the EU 2024. A competitive Europe for a sustainable future. www.research-and-innovation.ec.europa.eu/ (5.7.2024)
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Europäische Kommission (2023a): Regional Innovation Scoreboard 2023. research-and-innovation.ec.europa.eu (4.7.2025)
- EFI (2024): Gutachten zu Forschung, Innovation und Technologischer Leistungsfähigkeit Deutschlands 2024. Expertenkommission Forschung und Innovation, Berlin
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Deutscher Bundestag (2024): Experten: Visa-Probleme behindern Austausch in der Wissenschaft. https://www.bundestag.de (22.1.2025)
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Mense, L. et al. (2024): Multidimensionale Geschlechterungleichheiten im akademischen Mittelbau: Arbeit, Karriere, Perspektiven. Wiesbaden
Büro für Technikfolgen-Abschätzung beim Deutschen Bundestag (TAB) (2025): Foresight-Report zum Infrastruktursystem Bildung und Forschung (Autor/innen: Bledow, N.; Eickhoff, M.; Evers-Wölk, M.; Kahlisch, C.; Kehl, C.; Nolte, R.; Riousset, P.). Berlin. https://foresight.tab-beim-bundestag.de/reports/bildung-und-forschung
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